Wir können also grundsätzlich alle in unserem individuellen Rahmen selbst wirksam werden, aber eben nur innerhalb bestimmter Grenzen, betonen die Fachleute. "Wir können einiges verändern, aber am Ende wird es darauf hinauslaufen, dass wir uns auch organisieren, dass wir auch politische Veränderung einfordern", sagt PIK-Forscher Creutzig und illustriert das Problem mit einem Beispiel: "Viele möchten gerne mehr Fahrradfahren statt Autofahren, aber das bedeutet eben auch, dass das Fahrradfahren sicher sein muss, dass wir also nicht immer Angst haben müssen, umgefahren zu werden und das heißt, wir brauchen eine sichere Infrastruktur."
Und dafür brauche es dann eben die Politik. "Es gibt irgendwann die Systemgrenzen, die einfach da sind, vor allem durch Infrastruktur, durch die Stromnetze, durch Straßen, Schienen, Krankenhäuser", sagt auch UBA-Experte Wehnemann. Deshalb müsse die Politik die richtigen Rahmenbedingungen schaffen. Sie müsse Preisanreize und Förderprogramme für Industrie und Verbraucher so stricken, dass die Entscheidung für die klimafreundliche Alternative die bessere Entscheidung sei. "Damit wir grünen Stahl und grüne Kunststoffe aus der Chemie herstellen und dann auch nutzen."
Forscher Köhler vom Öko-Institut betont außerdem, dass Haushalte, für die es eine größere Herausforderung sei, die klimaschonende Entscheidung zu treffen, stärker dabei unterstützt werden müssten. "Wir müssen die Rahmenbedingungen so gestalten, dass diese Umstiege auf emissionsfreie Techniken in allen Bereichen auch möglich werden." Und da ist wieder die Politik gefragt.
"Die Bedingungen müssen so sein, dass nicht nur die wohlhabenden ökologisch denkenden Menschen sich Wärmepumpen und Elektroautos leisten können, sondern alle, also auch gerade Menschen mit niedrigen Einkommen", erklärt UBA-Experte Wehnemann. "Unsere Studien zeigen, dass sich diese Menschen bisher keine hohen Anfangsinvestitionen leisten können." Die Politik müsse es aber ermöglichen, dass Menschen, die in ihrem Alltag durch Kinderbetreuung oder Pflege ohnehin schon ausgelastet seien, sich nicht noch über CO2-Emissionen und nachhaltigen Konsum Gedanken machen müssten. "Die möchten einfach einkaufen und sich sicher sein, dass, egal, welche Entscheidung sie treffen, das die gute ist."
Aber das heißt ja nicht, dass nicht alle, die es können und wollen, nicht schon jetzt im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Mittel viele kleine Alltagsentscheidungen treffen können, die in der Summe einen großen Unterschied machen können.
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