Jim Skea, Co-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe III, sagt dazu, wenn man die globale Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen wolle, sei es "jetzt oder nie". Die Nuclear Energy Agency (NEA) prophezeit: Fünf Gigatonnen Emissionen könnten bis 2050 durch einen Ausbau der Kernenergie eingespart werden. Das wäre mehr, als die gesamte US-Wirtschaft jährlich emittiert. Während in Deutschland der letzte Meiler vom Netz ging, haben andere Staaten das Thema weiterverfolgt. In Kanada bestellt man etwa Mikroreaktoren, die fünf Megawatt Strom produzieren. Die geplanten Atomkraftwerke sind fast alle Leichtwasserreaktoren, das heißt, sie funktionieren ungefähr so wie die großen AKWs. Weil sie aber deutlich kleiner sind, wirken sie vielleicht ein bisschen weniger bedrohlich.
Und das sind sie womöglich auch. Thomas-Walter Tromm ist Experte für nukleare Sicherheit am Karlsruher Institut für Technologie und er schätzt, dass Kernkraftwerke unter 300 Megawatt tatsächlich sicherer sein können. "Selbst, wenn ein Kernschmelzunfall passieren könnte, glaube ich, dass bei Reaktoren in dieser Größe eine Evakuierung der Bevölkerung praktisch ausgeschlossen ist", betont er. Das liegt daran, dass kleinere Reaktoren sich im Notfall "passiv" abkühlen können. Passiert etwas, sind sie nicht auf Kühlung durch eine strombetriebene Pumpe angewiesen, sondern es reicht das vorhandene Kühlwasser. Ein Unfall mit dem gleichen Verlauf wie in Fukushima wäre nahezu ausgeschlossen. Tromm wirkt im Gespräch sehr sicher, dass das Risiko für einen Austritt radioaktiver Strahlung extrem gering ist, sagt aber auch "physikalisch ausgeschlossen ist nie etwas."
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