"Ziel dieser Publikation ist, wissenschaftliche Erkenntnisse der letzten drei Jahre etwa zusammenzufassen", erläutert UFZ-Forscher Bohn und macht damit deutlich, wo er eine weitere Lücke sieht: "So wollen wir die Zeit zwischen den Berichten der UN-Institutionen IPCC und IPBES – also den großen Berichten der Wissenschaftscommunity – überbrücken, denn die erscheinen nur alle zehn Jahre. Aber es passiert gerade so viel in der Forschung und es werden so viele gute die Ideen und neue Daten zusammengetragen." Deshalb müssten diese wissenschaftlichen Erkenntnisse schneller bei den Entscheidungsträgern ankommen. Die Publikation setze deshalb auch bewusst nicht auf Vollständigkeit, sondern es sollen jedes Jahr relevante Themen hinzukommen.
Und auch inhaltlich sehen die beiden Forschenden sich zwischen diesen beiden Berichten. "Es gibt auch in der Zwischenzeit mehrere Berichte über das Klima und die Kohlenstoffbilanz. Aber es fehlt an einer Publikation, die Klimaforschung mit Biodiversitätsforschung verbindet", sagt Bastos. "Das ist aber wichtig, denn die die Entscheidungen, die für den Klimaschutz getroffen werden, haben auch großen Einfluss auf die Biosphäre und deshalb wollen wir auch die Forschung zusammenbringen."
Im ersten Bericht sind bereits vielfältige Themengebiete abgedeckt. Da geht es unter anderem um Küstenökosysteme, um Wälder, es geht um die Speicherung von CO2, die Gestaltung internationaler Vereinbarungen oder das Zusammenleben von Mensch und Natur.
Am Wald ließe sich auch gut erkennen, wie alles miteinander zusammenhänge, erläutert Bohn. Viele wüssten, dass Wälder CO2 speicherten. "Was aber die meisten Leute nicht wissen, ist, dass fast die Hälfte des Niederschlags, den wir über Land haben, Verdunstung von Pflanzen und vor allem der Wälder ist." Wenn jetzt also weiter Wälder abgeholzt würden, gebe es nicht nur ein CO2-Problem, sondern auch der Wasserkreislauf verändere sich massiv. "Dementsprechend wäre dann die Lösung natürlich, bestehende Wälder zu schützen oder weiter aufzuforsten", so Bohn weiter. Dabei müsse man aber bedenken: "Wenn ich jetzt in trockeneren Gebieten anfange aufzuforsten, weil das durch CO2-Zertifikate attraktiv ist, dann kann es dazu führen, dass ich bestehende Ökosysteme verändere." Denn die schnellwachsenden Arten vertreiben nicht nur ansässige Arten, sondern wurzeln vielleicht auch tiefer, wodurch wiederum der Grundwasserspiegel sinke und sich das Waldbrandrisiko erhöhe, erklärt der Forscher.
Der zweite Bericht beschäftige sich mit der "Poly- oder Erdsystemkrise", sagt Leitautor Bohn. So würden etwa gezielt die vielen Stoffkreisläufe der Erde betrachtet, die alle miteinander verknüpft seien. Die Klimakrise sei letztendlich nur ein Teil davon, den man nicht isoliert betrachten könne.
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