Die Folgen der Klimaveränderung machen vor allem viel Mehraufwand. "Hohe Temperaturen stellen die Wasserwirtschaft immer vor Herausforderungen", bilanziert der Sachse Bielitz. Da sei einmal die deutlich aufwändigere Überwachung der rund 80 Talsperren im Land: "Wir versuchen immer durch ein gutes Monitoring, aus der optimalen Schicht in der Talsperre - die ja sozusagen über die Tiefe unterschiedliche Wasserqualitäten bereithält - die optimale Qualität zu entnehmen, so dass die Aufbereitung so günstig wie möglich erfolgen kann. Aber das hat natürlich Grenzen." Der Aufwand für Kommunikation, Beprobung und Bewirtschaftung werde deshalb immer größer.
Davon erzählt auch Mario Hohmann, Geschäftsführer des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt. Die Bewirtschaftung der Gewässer müsse immer flexibler erfolgen und dafür brauche es auch ausreichend Fachpersonal, das ausgebildet werden müsse. "Mit Blick auf den Klimawandel ist das Berufsbild, was wir hier haben, sicherlich interessant und ich glaube, die Aufgaben, die in Zukunft vor der Tür stehen, sind sehr umfangreich."
Und dann muss nicht nur ins Personal, sondern auch in die Infrastruktur investiert werden. Eine Strategie ist unter anderem, so erklärt es Forscher Rinke, eine Art Umleitung für die Flüsse zu bauen. "Ein Bypass, damit das Wasser aus dem Fluss, wenn es sehr schlecht ist, gar nicht erst in die Talsperre reinläuft, sondern dran vorbei." So macht man es bereits bei der Rappbodetalsperre, erklärt Hohmann: "Das ist ein System aus vielen kleineren Anlagen, die der großen Talsperre vorgeschaltet sind. Es gibt den Überleitungsstollen zwischen den verschiedenen Anlagen, die dann auch die Wasserqualitäten regeln können." Das heißt, wenn das Wasser in der Bode zu schlecht ist, dann fließt es gar nicht erst in die Trinkwassertalsperre.
In Sachsen will die Landestalsperrenverwaltung die Gewässer durch Verbundsysteme resilienter machen. "Unsere Strategie ist, dass wir für die Talsperren das Zuflussangebot vergrößern, indem wir Stollen bauen, mit denen zusätzliche Gewässer angeschlossen werden können", erklärt Bielitz. "Es wird immer stärker darauf ankommen, dass sich die Talsperren über den Winter wieder bis zum Stauziel auffüllen und darauf konzentrieren sich eigentlich unsere Maßnahmen." Dafür müssen in Sachsen Stollen über mehrere Kilometer gebohrt werden. Ein teures Vorhaben, das mit Mitteln aus dem Klimafonds des Landes gestemmt werden soll.
Die Forschung arbeitet an weiteren technischen Lösungen, die teilweise von den Betreibern auch schon umgesetzt werden. So gibt es unter anderem die Möglichkeit die tieferen Wasserschichten mithilfe von sogenannten Sauerstoffmatten oder spezieller Leitungen gezielt mit Sauerstoff anzureichern.
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