Kai-Uwe Totsche ist eigentlich kein Meteorologe, sondern Professor für Hydrogeologie. Aber die Wetterstation gehört zu seinem Institut und so bietet er eine kleine Führung an. Eine Frage direkt zu Beginn: Wie zuverlässig sind denn die aufgezeichneten Messungen, die zwischen 1770 und 1881 in Jena gemacht wurden, also vor dem offiziellen Beginn der regelmäßigen Wetteraufzeichnungen? "Die Daten wurden nachkorrigiert, aber die waren schon ziemlich genau", sagt er. Wobei er sich vor allem auf die Temperaturveränderungen bezieht. "Das ist für uns die Größe, die muss möglichst genau und präzise sein." Die Absolutwerte sind ein anderes Thema, das viel stärker davon abhängt, wie das Thermometer skaliert ist und wo genau gemessen wurde. Und da hat sich über die Jahrzehnte viel verändert. Doch mit den Veränderungen, die aus den Aufzeichnungen der Station in Jena sichtbar werden, mit denen könne man wissenschaftlich arbeiten.
Der Meteorologe Franz Baur hat 1975 eine historische Temperaturreihe aus den Mittelwerten von vier der ältesten Stationen Europas erstellt. Die Kurve dieser "Baur-Zeitreihe" beginnt 1761 und schwingt schön gleichmäßig um die x-Achse, also den Temperaturdurchschnitt der Jahre 1761 bis 1970. Bis zum Beginn der 1920er Jahre. Seitdem kennt die Kurve nur noch eine Richtung: nach oben.
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