„Es gibt vermehrt Storchenpaare, wo letztlich auch junge Störche aus dem Nest geworfen werden oder auch selbst gefuttert oder verfüttert werden.“ Die Schauergeschichte, die Bernd Petri da mit Blick auf die Feuchtwiesen-Idylle zum Besten gibt, ist, nüchtern betrachtet, der Lauf der Natur, wenn Nahrungsknappheit herrscht. Dieser Lauf wird zurzeit auch andernorts beobachtet und sorgt dafür, dass es zumindest ein, zwei Nachfahren schaffen. Nur fürs Protokoll: Auch wenn es naheliegt, sollten Menschen nicht eingreifen und ausgestoßenen Storchennachwuchs aufziehen. Das sei nur etwas für ausgewiesene Fachleute wie auf dem Storchenhof in Loburg östlich von Magdeburg, sagt Petri.
Langanhaltende Trockenheit wie in diesem Jahr zählt zu den Klimafolgen, die im Zuge der Erderwärmung in Deutschland häufiger werden. Langfristig kann das der Storchenpopulation im Land schaden. Und das wäre bedauerlich, schließlich hat sie sich gerade erst erholt. Diese Erholung betrifft vor allem die westziehenden Störche, also jene, die sich vom Deutschland westlich der Elbe im Winter ihren Weg Richtung Spanien oder Nordafrika bahnen. Von den vor zwanzig Jahren 4000 deutschen Brutpaaren war nur ein Viertel Westzieher. Der Rest nahm die gefährlichere, lange Route in Richtung Türkei bis hin nach Südafrika. Die Zahl der Brutpaare hat sich inzwischen mehr als verdreifacht, aber nur noch ein Viertel sind Ostzieher. Durch die Verluste auf ihrer Ostwanderung stagniert die Population, die wenigen Zuwächse sind aus dem Westen rübergemacht. Ja, auch das gibt’s.
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