Die deutsche Wirtschaft sieht die Notwendigkeit zur Anpassung, betont Waldinger. Und die werde ja auch zum großen Teil von privaten Akteuren getragen. "Unternehmen spielen dabei eine entscheidende Rolle, weil sie entscheiden müssen: An welcher Stelle lohnt sich für mich die Anpassung an bestimmte klimatische Veränderungen?"
Um diesen Prozess gesamtgesellschaftlich sinnvoll zu steuern, brauche es einen Rahmen und Anreize, sagt die Forscherin und verweist beispielhaft auf die Hochwasserereignisse der letzten Jahre. "Natürlich ist es, wenn sowas zum ersten Mal passiert, wichtig, dass die Politik einspringt, aber das kann kein Langzeitmodell sein." Wenn man etwa alle Häuser wieder an derselben Stelle aufbaue, dann sei die Gefahren auch immer noch genau die gleiche. "Und das sollte die Politik nicht noch fördern." So könnten etwa teurere Versicherungsprämien dazu eingesetzt werden, dass Menschen lieber kein Haus mitten in einem Hochwassergebiet bauten.
Die zweite wichtige Aufgabe der Politik sei die Regulierung. Studien belegten die Beeinträchtigung von Mitarbeitenden in Hitzewellen. Auf dem Bau zum Beispiel gäbe es dann mehr Unfälle, so Waldinger. "Allerdings zeigt diese Studie auch, dass erstaunlich wenig von den Unternehmen gemacht wird, um dem entgegenzuwirken. Da muss ein Lernprozess stattfinden." Die Unternehmen müssten nämlich erst einmal erkennen, dass es in solchen Zeiten hilfreich sei, zum Beispiel Wasser und Schatten zur Verfügung zu stellen. "Und da kann der Staat reingehen und sagen: Bevor sich jedes Unternehmen das einzeln überlegt hat, erlassen wir Regulierungen, um nicht nur unsere Wirtschaft zu schützen, sondern auch die arbeitende Bevölkerung", so die Forscherin.
Und schließlich brauche es den Staat auch für die Bereitstellung öffentlicher Infrastruktur. Städte, Straßen und Brücken müssten angepasst werden, um der Wirtschaft die nötigen Grundlagen zu liefern. Und nicht zuletzt seien auch Informationen essenziell: "Informationsbeschaffung ist für jedes Unternehmen eine teure Angelegenheit und sehr viel Arbeit", sagt ifo-Forscherin Waldinger. Deshalb müsse man Informationen zentral sammeln und teilen. "Der Deutsche Wetterdienst zum Beispiel betreibt schon Hitzewarnsysteme und solche Informationen brauchen die Privathaushalte und Unternehmen, um sich auf Auswirkungen des Klimawandels einzustellen." |