Fest steht: Wer sich einen Sommerflieder in den Garten setzt, tut das, um sich an der fliederfarbenen Zierde zu erfreuen und nicht, um vorsätzlicherweise das Ökosystem ins Wanken zu bringen. Am wirksamsten sind also gesetzliche Richtlinien, die den Umlauf gewisser Arten einschränken, so Kühn. „Durch das Bundesamt für Naturschutz wird gerade ein Katalog erarbeitet, mit welchen Maßnahmen man die bestimmten Einführungspfade von gebietsfremden Arten tatsächlich einschränken kann.“ Letztendlich gibt es seit zehn Jahren die sogenannte Unionsliste, eine Liste potenziell invasiver Arten in der Europäischen Union. Der Kirschlorbeer steht da allerdings noch nicht drauf: „Aber im Augenblick werden immer mehr Arten auf diese Unionsliste gesetzt. Das Problem ist, dass die Umsetzung in den Mitgliedsstaaten im Augenblick ein bisschen hinterherhängt.“
Arten, die sich jetzt schon unkontrolliert ausbreiten, fängt man dadurch natürlich auch nicht wieder ein. Aber es ist gut, einen Blick auf die zu haben, die künftig – im Zuge des Klimawandels – zu einem größeren Problem werden können. Freundinnen und Freunde südlicher Gewächse müssen da besonders stark sein. Invasives Potenzial haben etwa das beliebte südamerikanische Pampasgras, schmucke Akazien (und zwar echte und keine Robinien) oder die Chinesische Hanfpalme. Gerade in den wärmeren und wintermilden Regionen Deutschlands, etwa entlang des gesamten Rheins, aber auch im Ballungsraum Leipzig-Halle ist eine Verwilderung zwar noch selten, dort könnte sich aber bald das abspielen, was im Schweizer Tessin zu beobachten ist: Die Hanfpalme breitet sich massiv im Unterholz der Wälder aus. In der Eidgenossenschaft müssen Palmenfreundinnen und -freunde deshalb ganz stark sein: Seit Herbst 2024 ist der Verkauf, das Vermehren und sogar das Verschenken verboten. Gilt im Übrigen auch für Kirschlorbeer, Sommerflieder und Japanknöterich. Den Botaniker Ingolf Kühn trifft das weniger. Der ist ja sowieso schlecht im Gärtnern.
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