Liebe Lesenden,
Weihnachten steht vor der Tür und zugleich endet ein ziemlich extremes Jahr. Wieder einmal war es – das überrascht jetzt weder Sie noch mich – das wärmste Jahr der Aufzeichnungen. Copernicus, der EU Klima-Informationsdienst, meldet weltweite Durchschnittstemperaturen von mehr als 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau.
Höhere Temperaturen im System bedeuten größere Extreme beim Wetter, sagen Klimaforscher schon seit Jahrzehnten voraus, und 2024 war in dieser Hinsicht geradezu ein Paradebeispiel. Als ich meine wahrscheinlich noch unvollständige Liste zusammengestellt habe, war ich erstaunt, was ich alles schon wieder vergessen oder auch übersehen hatte. Interessanterweise war der Klimawandel dennoch kein großes Thema in der Öffentlichkeit.
Wirklich erstaunt hat mich dagegen die Wiederwahl von Donald Trump. In seinem Wahlkampf hat er eine energiepolitische 180-Grad-Wende versprochen, weg von Windrädern, hin zur verstärkten Förderung von Öl und Gas in den USA. Warum wollen Menschen vom Klimawandel nichts wissen und wählen stattdessen lieber einen Mann, die (zahlreiche) überholte Konzepte aus der Vergangenheit vertritt?
Natürlich ist das eine rein rhetorische Frage und die einfache, wenn auch deprimierende Antwort, lautet: Weil sie Menschen sind. Die psychologische Forschung kennt inzwischen eine ganze lange Liste von Gründen, warum Menschen frei verfügbare, verständlich aufbereitete Informationen gerne ignorieren. Der englische Fachbegriff dafür lautet "Information Avoidance" und als ich die gleichnamige Studie von Russell Golman, David Hagmann und George Loewenstein las, fühlte ich mich gleich mehrfach ertappt. Auch ich ignoriere gelegentlich das Offensichtliche. Warum das so ist, dazu gleich mehr.
Zunächst einmal zur Zahl, die ich heute aber umfunktioniere zur...
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