Der Grund sind rechtliche Vorgaben: Jeder, der in die Antarktis kommt, braucht eine Genehmigung. Die Genehmigungen unterscheiden sich aber, je nachdem, ob sie ein Tourist oder ein Forscher beantragt, erklärt Stefan Hain. Forschende etwa dürften teils näher an die zu erforschenden Tiere heran, in Schutzgebiete gehen und dort Proben entnehmen. Touristen ist dies untersagt. Das habe bereits öfter zu Problemen geführt, meint der Forscher. Selbst in Fällen, wo Forschende aktiv um Unterstützung gebeten hatten. Der Versuch, Touristen als Hilfswissenschaftler zu deklarieren, sei eine Grauzone – zumindest noch, denn momentan arbeiten die 57 Antarktisvertragsstaaten daran, ein Rahmenwerk für die bisher vereinzelten Maßnahmen zum Antarktis-Tourismus zu schaffen und entsprechende Grenzen auch klarer zu ziehen.
Anbieter, die damit werben, etwa den Pinguinen besonders nahe kommen zu können, sind aus Sicht von Stefan Hain entsprechend bedenklich. Die Grenzziehung müsse auch den Touristen klar verdeutlicht werden. Etwas, dem Verena Meraldi zustimmt: Die Gäste bei HX Expeditions dürften ihr zufolge nicht einfach mit den Forschenden Proben sammeln. Das sei nur im Rahmen spezieller Citizen Science Projekte wie
FjordPhyto möglich, für die es dann auch gesonderte Genehmigungen gäbe. Tatsächlich werde ich im Onlinekurs in einem eigenen Modul auf meine Verantwortung als Tourist hingewiesen, aber auch auf viele Citizen Science Projekte, deren Sinnhaftigkeit und rechtliche Komponenten ich kaum bewerten kann.
Stefan Hain erklärt mir aber, dass solche Projekte in der Antarktis generell nicht nur einzeln genehmigt werden müssten, sondern auch nur durchgeführt werden sollten, wenn sie nicht auch außerhalb des Gebiets möglich sind. Auch die Geräte und Methoden müssten bestimmte wissenschaftliche Standards erfüllen, um vernünftige Daten zu bekommen. Bei großen Anbietern wie HX hat der Forscher dort aber wenig Bedenken. Bei anderen Unternehmen, etwa dem Yachttourismus, sei das aber ein Aspekt, der beachtet werden müsse.
Egal, ob Nutzen für die Forschung oder nicht, in einem sind sich Stefan Hain und Verena Meraldi einig: Allein die Erfahrung ist einzigartig und prägt die Touristen. Im Bestfall können Sie mit dem Wissen über die Antarktis als eine Art Botschafter zu Hause agieren. Ob nun durch Citizen Science Projekte oder durch einen umweltbewussteren Blick im Alltag. Verena Meraldi will deshalb die Kooperation mit der Universität Tasmanien sogar noch ausbauen. Und zwar so, dass die Passagiere auch nach ihrer Rückkehr mit Kursen, Informationen und Möglichkeiten, sich wissenschaftlich zu beteiligen, begleitet werden.