Denn um proaktiv zu werden, muss Ihr Kind nicht das große Ganze verstehen. Im Gegenteil: Es hilft, die große komplexe Herausforderung namens Klimaschutz in kleine lösbare Einzelteile zu brechen, meint Christian Klöckner. Das fängt schon im Kleinen an: "Wenn das Kind von sich aus jetzt zum Beispiel Müll entdeckt und darauf reagiert, ist das ja ein guter Ansatz, das aufzugreifen und zu sagen: 'Ja, es ist blöd, wenn hier Müll herumliegt, weil: das könnte ja ein Effekt haben auf Tiere, die da leben.'" Mit älteren Kindern könne man beim Einkaufen überlegen, wo die Sachen herkommen oder den Fleischkonsum gemeinsam einschränken (pupsende Kühe kommen bei Kindern jedenfalls gut an 😉). Wichtig sei, dass Kinder Möglichkeiten hätten, die in ihrem eigenen Handlungsspielraum liegen. Das helfe auch insgesamt der psychischen Gesundheit, ergänzt Julia Asbrand. Dabei muss nicht jede Handlung auch immer gleich einen großen, für alle messbaren Effekt haben. Vielmehr geht es darum, Dinge erfahrbar zu machen. Für meinen dreijährigen Sohn, der gerne Blumen abpflückt, hat die Psychologin ad hoc folgende Experiment-Idee: "Dass sie sagen: Okay, jetzt haben wir die Blumen gepflückt. Die stellen wir zu Hause in die Vase. Und dann gucken wir immer mal auf der Wiese vorbei und gucken, welche länger blühen." Dass die Blumen auf der Wiese länger blühen, sei dann wiederum ein Ansatz, um zu erklären, dass es nicht nur Wasser, sondern auch Erde für die Blumen brauche. Und so könne man sich nach und nach herantasten. Wichtig sind Julia Asbrand zufolge hier zwei Dinge: Erstens soll jedes Kind Nein sagen dürfen. Wenn es die Information nicht hören will, keine Lust auf Experimente hat oder einfach für sich selbst andere Prioritäten setzt, sei das vollkommen in Ordnung. "Für Kinder gibt es ständig neue Informationen, neue Gefühle, neue Herausforderungen, mit denen sie umgehen können müssen." Das Klima sei, wenn überhaupt, nur eine davon. Und zweitens sollten Eltern nichts verteufeln: Weder das Blumenpflücken, noch den Nachbarn, der mit einem großen SUV herumfährt. Das schaffe Feindseligkeit, dabei gehe es doch explizit darum, "gemeinsam auch wertzuschätzen, dass wir eine Welt um uns herum haben, die für uns wichtig ist, von der wir abhängen".
Eine Botschaft, von der auch wir Erwachsenen uns - gerade mit Blick auf die spaltende Wahl in den USA – eine Scheibe abschneiden sollten. |