Das Problem mit Tabellen, Diagrammen und Zahlen ist außerdem, dass man sie weder kuscheln noch sonst wie anfassen kann. Aber spätestens seitdem Autofahrende ihre Windschutzscheibe nicht mehr alle zweihundert Kilometer bei Tank und Rast schrubben müssen, ist klar, dass bei den Dingen, die in Deutschland kreuchen, fleuchen und wachsen, etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. „Da sind die Schmetterlinge. Schauen Sie doch mal raus, dann sehen wir vor allen die Kohlweißlinge. Was sehen wir denn da noch großartig anderes?“, fragt Alexandra-Maria Klein, Ökologin an der Uni Freiburg und unter anderem Leitautorin des Kapitels im Bericht, das sich mit Agrar- und Offenland beschäftigt. Nun gut, vielleicht kommt noch ein Pfauenauge vorbei, da muss man aber schon Glück haben. Von der buntgemusterten Vielfalt aus Kindheitstagen ist wenig übrig geblieben und für die Zöglinge von heute bleibt nur der Gang ins örtliche Schmetterlingshaus.
Alexandra-Maria Kleins Liste ist lang: Das Deutsche Filzkraut trägt zwar die Republik im Namen, kommt aber trotz einstig üppiger Verbreitung nur noch selten vor, etwa in Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern. Oder das rundblättrige Hasenohr: Auch, wenn sich mit einer Pflanze schlecht kuscheln lässt, klingt diese hier wenigstens danach. Und sieht mit ihren runden Blättern und spitzen Blüten ungewohnt exotisch aus, was wahrscheinlich daran liegt, dass die meisten Menschen diese Pflanze noch nie zu Gesicht bekommen haben. Aufgrund intensiver Ackerbewirtschaftung ist der Bestand stark zurückgegangen. |