Man lernt ja nie aus. Es gibt also tatsächlich genormte Hagelkörner. Und zwar aus destilliertem Eis, so richtig fette Brummer mit fünf Zentimetern Durchmesser – eieiei. Aber auch kleinere, so wie das, was im Glas landet, wenn man sich einen Drink on the rocks bestellt. Der genormte Hagel landet allerdings woanders. Auf Dachziegeln oder sonstigen Baumaterialien, die unter Beschuss einer Hagelkanone stehen.
Hagelkanone. Nun, auch das gibt’s. Und sie gehört zum Berufsalltag von Martin Jordi. Der Bauingenieur leitet den Bereich Naturgefahrenprävention bei den kantonalen Gebäudeversicherungen in der Schweiz. Er und sein Team sind damit beschäftigt, dass Gebäudeschäden durch Naturgefahren nicht zunehmen. Und dazu gehören eben genormte Hagelkugeln und eine Hagelmaschine. Eine etwas unnahbare Apparatur, die über einer Charge Dachziegeln hängt, die einem regelrecht leidtun können, angesichts des etwas bedrohlichen Laserstrahls, der da auf sie gerichtet ist. Und dem Wissen, was da gleich kommt. Kracks – wieder ein Norm-Hagel auf den Ziegel geknallt und in zig Eiskristalle zerlegt. Aber die Dachbedeckung bleibt standhaft: „Wenn er das aushält, hat er einen sogenannten Hagelwiderstand von HW5“, sagt Jordi. „In der Schweiz gibt es ein Hagelregister, da werden dann diese Bauteile gelistet.“
Eine durchaus praktische Sache. So lässt sich ein Bauteil auswählen, das einen entsprechend großen Hagelwiderstand für den gewünschten Standort hat. Das Hagelrisiko ist in den Alpen noch mal höher als im Flachland. Und die Schäden nehmen zu: „Das ist einerseits der Klimawandel, andererseits aber auch die veränderten Bauweisen. Wir bauen heute viel besser gedämmt“, sagt Jordi. Hagelschäden als Klimafolge leuchtet soweit ein, aber Hagelschäden durch Klimaschutz? „Das ist gut, das braucht weniger Energie, hat aber den Nachteil, dass die Gebäudehülle weicher wird. Nicht per se verletzlicher, aber man muss schauen, was man für Produkte nimmt.“ |