Da stellt sich natürlich die Frage, was man jetzt unternimmt, um auf die Wetterextreme zu regieren. In den Modellen zum Klimawandel zeichnet sich ab, dass das, was wir aktuell in Deutschland erleben, erst der Anfang einer starken globalen Veränderung ist. Agrarwissenschaftlerin Grauwinkel empfiehlt: Umbau der Landwirtschaft, neue, besser an Trockenheit angepasste Sorten wie Hirse oder Buchweizen aussäen, eine Umstellung unserer Ernährung hin zu mehr Gemüse und weniger Fleisch: "dass wir den Gemüseanbau wieder nach Deutschland bringen, statt 75 Prozent zu importieren."
Ein zentraler Punkt für Ute Grauwinkel ist aber auch: Neben den Erträgen sollten auch die Qualitäten wieder mehr eine Rolle spielen. "Was wir aktuell auf den Feldern sehen, sind natürlich Hochleistungssorten, wir bekommen mittlerweile 80 Dezitonnen Getreide pro Hektar, teilweise sogar noch mehr." Aus Ihrer Sicht müsse man sich wieder auf ein geringeres Ertragsniveau einpendeln und stärker auf Qualität setzen. "Also eben nicht nur die Höchstertragssorten, die unseren Klimabedingungen auf Dauer nicht gerecht werden."
Matthias Ulrich sagt, auch er bekomme Angst, wenn es vier Wochen nicht regne, aber deshalb alles über den Haufen werfen? Das würde er nicht. Die Abnehmer in der Region und der Handel seien ja ebenfalls auf die aktuellen Produktionsweisen eingestellt. "Ich denke schon, dass aus unserer aller Ernährungsweise der Weizen nicht wegzudenken ist", betont er. Noch dazu sei Mitteldeutschland eine der wenigen Regionen auf der Welt, die aufgrund der Böden überhaupt Qualitätsweizen (der, aus dem das Brot gemacht wird) anbauen könne.
Zusammenfassend könnte man sagen: Die Forschung sagt, alles muss sich verändern – die Praxis sagt: Noch geht's ja. Dazu stellt sich natürlich die Frage, wo die Veränderung der Landwirtschaft anfangen soll. Sind es die Landwirte selbst, die Abnehmer, die Politik – oder am Ende sogar wir, die Verbraucher?
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