Apropos: Seine Existenz sieht Hey nach diesem Jahr noch nicht bedroht. Das liegt teilweise an staatlichen Hilfen und daran, dass Winzerinnen und Winzer einen schlechten Jahrgang mit mengenmäßig guten Jahrgängen überbrücken können. Anders als Obstbäuerinnen und -bauern: Ein lagernder Apfel wird über die Jahre nicht zwangsläufig besser, so sagt man. „Also mit fünfzig Prozent mehr, fünfzig Prozent weniger Trauben, das kennt man letztendlich“, sagt Hey. Die achtzig Prozent Verlust wie in diesem Jahr dürfen sich aber nicht so schnell wiederholen.
Hey wünscht sich, für schlechte Jahre vorsorgen zu können. „Dass man in guten Jahren steuerfreie Rücklagen bilden kann, um eben nicht immer wieder anklopfen zu müssen und um Hilfen betteln zu müssen.“ Steuerfreie Rücklagen – eine Klimaanpassungsmaßnahme des Fiskus, sozusagen.
Aber auch wenn Erderwärmung und Extremwetter seine Existenzgrundlage bedrohen: Wenn Matthias Hey über den Klimawandel spricht, scheint es ihm gar nicht so richtig um sich selbst zu gehen. Er hoffe, dass es viele pfiffige, intelligente, positive und zugewandte Menschen gibt, die sich dieser immensen gesellschaftlichen Herausforderung stellen und nicht wegducken. „Das ist, glaube ich, gerade bei uns in der Gesellschaft so ein Reflex, dass man versucht, sich vor vielen Dingen zu verstecken, innerlich und mental, aber dadurch lösen wir ja keine Probleme.“ Manchmal hilft es eben schon, ein paar steile Stufen den Weinberg rauf zu nehmen, um einen Blick aufs große Ganze zu erhaschen. |