Trotz des wesentlichen Klima-Impacts, den der Gesundheitssektor hat, scheint das Thema Nachhaltigkeit erst langsam dort anzukommen: Im Januar dieses Jahres veröffentlichte das Deutsche Krankenhaus-Institut den "Klinik Report Nachhaltigkeit", mit dem Ergebnis: 44 Prozent der Krankenhäuser haben sich bereits mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigt, 50 Prozent nur "ansatzweise", sechs Prozent planen immerhin, dies zu tun. Was einer besseren Klimabilanz laut den Krankenhäusern selbst im Wege steht: fehlende finanzielle Anreize und mangelnde Personalressourcen. Der Deutsche Ärztetag hat sich bereits 2021 dafür ausgesprochen, dass das gesamte Gesundheitswesen bis 2030 klimaneutral werden soll.
Es gibt auch durchaus Krankenhäuser, die bereits versuchen, ihre Emissionen zu reduzieren. Ein Beispiel ist das Charité-Krankenhaus in Berlin. Dort hat man beispielsweise das klimaschädliche Narkosegas Desfluran durch eine weniger schädigende Alternative ersetzt. Im Energiebereich sorgt ein kleines Blockheizkraftwerk für eine bessere Bilanz, außerdem wird eine große Photovoltaik-Anlage aufs Dach gebaut. Dennoch fehle für viele sinnvolle Klimaschutz-Maßnahmen das Geld, erklärt Nachhaltigkeits-Manager Jannis Michael bei unseren Kollegen von NDR Info.
Neben den hauseigenen Emissionen der Krankenhäuer wäre es für weniger CO2 im Gesundheitswesen aber auch ganz wesentlich, die vorgelagerten Produktionsketten für Medizinprodukte so CO2-neutral wie möglich zu gestalten. Krankenhäuser hätten hier beispielsweise die Möglichkeit, Produkte wie Einweghandschuhe von Herstellern zu beziehen, die auf Klimafreundlichkeit achten.
Ein weiteres Beispiel für überflüssigen Müll sind auch die teilweise viel zu großen Verpackungen für Tabletten. Anders als beispielsweise im amerikanischen Raum sind Tabletten und Kapseln in Europa jeweils einzeln in hohlen Kammern eines sogenannten Blisterstreifens verschweißt. Wären die Tabletten platzsparender auf dem Blisterstreifen angeordnet, könnte das alleine in Deutschland rund 3.000 Tonnen Verpackungsmaterial jährlich vermeiden. Das hat eine Studie von Forschenden an der Universität Heidelberg ermittelt. Die Bundesärztekammer empfiehlt, wo möglich, darauf zu achten, dass Einmalartikel biologisch abbaubar sind und wo möglich ohnehin auf Mehrweg zu setzen. Längerfristig sei es wichtig, dass Lieferketten gemeinsam mit den Herstellern optimiert werden.
Abgesehen davon gibt es noch einige alltagsnähere Bereiche, in denen Krankenhäuser Emissionen sparen könnten, beispielsweise beim Krankenhausessen. Das ist immerhin für 17 Prozent aller Emissionen eines Krankenhauses verantwortlich, der Impact könnte durch mehr regionale vegetarische Gerichte ein wenig gesenkt werden. Auch die Heizung eines gesamten Krankenhauses spielt eine wesentliche Rolle bei dessen Energiebilanz (circa ein Viertel). Hier könnte man Emissionen reduzieren, indem die Temperatur auf Fluren und in ungenutzten Räumen abgesenkt wird.
Um an dieser Stelle noch einmal auf die eingangs gestellte Frage zurückzukommen: Natürlich ist eine sichere Gesundheitsversorgung extrem wichtig, aber es ließen sich auch bereits große Mengen CO2 einsparen, ohne dass Themen wie Hygiene und Technologiefortschritt überhaupt beschnitten werden müssten.