Japanische Schnurbaum am Anger in Erfurt 1 min
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Nächtliche Beleuchtung macht die Blätter von Straßenbäumen dicker, wodurch Insekten weniger zu fressen haben und verhungern.

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Lichtverschmutzung Insektensterben: Baumblätter werden durch Straßenlaternen ungenießbar

07. August 2024, 16:10 Uhr

Chinesische Forscher entdecken eine überraschende Wirkung von nächtlicher Straßenbeleuchtung: Offenbar nutzen Bäume das Licht, um ihre Blätter ungenießbar für Insekten zu machen. Das trägt zum Insektensterben bei.

Nächtliche Stadtbeleuchtung macht die Blätter einiger Arten von Straßenbäumen ungenießbar für bestimmte Insekten. Die auf die Blätter angewiesenen Spezies finden dadurch in Städten keine Nahrung mehr, was die Insektenvielfalt in urbanen Regionen reduziert. Das sind zwei zentrale Ergebnisse einer neuen Studie, die jetzt im Fachblatt "Frontiers in Plant Science" erschienen ist.

Ausgangspunkt war die Beobachtung, dass städtische Exemplare der Rot-Esche und des japanischen Schnurbaums in Chinas Hauptstadt Peking deutlich weniger Spuren von Insektenfraß zeigen als Exemplare, die außerhalb urbaner Räume wachsen. Eine Analyse von über 5.500 Blättern, die die Forschenden an rund 30 Probeorten gesammelt hatten, zeigte: Beide Baumarten hatten deutlich härtere Blätter, wenn sie nächtlichem Straßenlicht ausgesetzt waren. Derart verstärkte Blätter wiederum zeigten weniger Fraßspuren.

Wie genau es zu diesem Effekt komme, sei noch nicht abschließend geklärt, sagt Shuang Zhang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften. "Es ist möglich, dass Bäume, die nachts künstlichem Licht ausgesetzt sind, ihre Photosynthesedauer verlängern. Außerdem könnten diese Blätter einen größeren Anteil der Ressourcen für strukturelle Verbindungen wie Fasern verwenden, was zu einer höheren Festigkeit der Blätter führen könnte." Welche Annahme zutreffe, müssten weitere Arbeiten zeigen, so Zhang.

Die Forscher zeigten sich besorgt über den Befund: Pflanzenfressende Insekten fänden dadurch weniger Nahrung und würden seltener, was dann zu weniger Nahrungsangebot für Insektenfresser wie Vögel führe. Dies könne einen Teil des Insektensterbens und den Rückgang der Zahl von Vögeln erklären, die seit Jahrzehnten beobachtet werden, so die Forscher.

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(ens)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Schlagzeilen | 05. August 2024 | 13:45 Uhr

4 Kommentare

MDR-Team vor 35 Wochen

Hallo Ms53deluxe,
es geht hier doch nicht darum, Ihnen zu verbieten Licht anzumachen, wenn es nötig ist. Wir berichten über eine interessante Studie zu dem Thema Lichtverschmutzung in Bezug auf das Insektensterben. Als Lichtverschmutzung wird die Aufhellung des Nachthimmels durch künstliche Lichtquellen, deren Licht in der Atmosphäre gestreut wird, bezeichnet. Konkret geht es hier um nächtliche Stadtbeleuchtung und wie einiger Arten von Straßenbäumen darauf reagieren. Das hat mit der Ihnen beschriebenen Problematik nichts zu tun.
Freundliche Grüße vom MDR Wissen-Team

Peppone vor 35 Wochen

Zeigt mal wieder, wie wenig wir über die Natur wissen und, wie sie sich anpaßt.
Auch wenn tausende Menschen als Problem ansehen, ist es jetzt noch keins. Es wird erst eins, wenn sich die Insekten auch angepaßt haben. Und das ist nur eine Frage der Zeit.

part vor 35 Wochen

Das Thema Lichtverschmutzung ist ein globales Thema, das bitte öfters ins Bewusstsein der Menschen gerufen werden sollte. Ob der Lichtüberflutung des eigenen Balkons oder die Anstrahlung von Gebäuden und vieles mehr. Lichtverschmutzung ist auch eine Verschwendung von Ressourcen und hat immer Auswirkungen auf die Artenvielfalt. Billionen und Aberbillionen von Insekten haben sich schon totgezappelt seit der Einführung von Straßenlaternen in unseren Städten. Irgendwann zappelt nichts mehr oder die Räuber sind verschwunden und wir erleben eine Plage nach der anderen.

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