Symbolbild Wärme in Deutschland
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Datenanalyse 2023 war in Deutschland wärmstes Jahr seit Beginn der Datenerfassung

02. Januar 2024, 16:03 Uhr

Schon 2022 war das bis dahin wärmste Jahr in Deutschland, seit man Temperaturen misst. Der Rekord hielt aber nur 365 Tage. Denn 2023 war noch wärmer, wenngleich viel weniger Dürre herrschte.

Subjektiv kam es dem einen oder der anderen wahrscheinlich gar nicht so vor. Da gab es den extrem kühlen April, verregnete und ebenfalls kühle Sommerferienwochen, und T-Shirt-Wetter wie ein Jahr zuvor war am Silvesterabend auch nicht. 2023 hat im Gegensatz zum Vorjahr mit punktuellen Hitze- und Dürrerekorden gegeizt. 40 Grad im Schatten gab es diesmal bei weitem nicht. 37,3 °C sind mitteldeutscher Hitzerekord für 2023, aufgestellt am 15. Juli in Dresden.

Es war also nicht so sehr die Sommerhitze, die 2023 so warm machte, sondern die fehlende Kälte in anderen Jahreszeiten. Und so steht im Ergebnis mit 10,63 Grad Celsius Durchschnittstemperatur ein Wärmerekord. Der nächste nach 2014, 2018 und 2022.

2022 gegen 2023: Kopf-an-Kopf-Rennen bis zuletzt

Wenn man die Entwicklung der Durchschnittstemperaturen von 2022 und 2023 übers Jahr hinweg als Wettlauf betrachten will, dann war es ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Ende August sah 2022 noch wie der klare Sieger aus. Aber der wärmste September aller Zeiten in Deutschland (seit Temperaturen gemessen werden) brachte 2023 an die Spitze. Nach Oktober und November lag dann wieder 2022 hauchdünn vorn, aber der Dezember-Endspurt von 2023 war unwiderstehlich. Sieg nach Zielfoto-Entscheid mit 0,11 Grad Vorsprung.

Nicht so knapp ist der Vorsprung vor dem "Rest des Feldes", symbolisiert durch die gelbe Linie als Mittelwert der Jahre 1991 bis 2020. Demgegenüber war 2023 am Ende 1,33 Grad "zu warm".

Wie schon geschrieben, waren es nicht die typischen Hitzemonate Juli und August, die 2023 so warm machten. Für die Zeit von April bis August könnte man sogar von einem sehr durchschnittlichen Jahr sprechen. Januar bis März und September bis Dezember waren aber deutlich wärmer als üblich.

Im folgenden Diagramm können Sie über die gelben Schaltflächen selbst bestimmen, welche Daten angezeigt werden sollen. Voreingestellt ist die Temperatur für Deutschland. Aber auch Niederschlag und Sonnenscheindauer sind auswählbar. Beim Niederschlag fällt auf: 2023 war ein sehr feuchtes Jahr. Nach Niederschlagsmenge rangiert es seit Beginn der Datenerfassung sogar auf Rang 6. Es gab so viel Regen wie seit 16 Jahren nicht.

2023 war nicht in jedem Bundesland das wärmste Jahr

Wer in Brandenburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz oder dem Saarland lebt, ist vielleicht der Meinung, schon mal ein wärmeres Jahr erlebt zu haben – und hat damit Recht. Denn in den genannten Bundesländern hat es um jeweils weniger als 0,2 Grad nicht ganz gereicht, um einen neuen Wärmerekord aufzustellen. Alle anderen acht "Flächenländer" haben hingegen ein Rekordjahr hinter sich und sorgen dafür, dass es im gesamtdeutschen Durchschnitt das wärmste Jahr seit Beginn der Datenerfassung war.

Meteorologin Michaela Koschak 2 min
Wetterrückblick 2023 von Dipl.-Meteorologin Michaela Koschak Bildrechte: MDR
2 min

Auch wenn es einem vielleicht nicht so vorkam, 2023 wird als deutlich zu warmes Jahr abschneiden. Diplom-Meteorologin Michaela Koschak blickt zurück: auf ein Silvester in T-Shirts und endlich wieder genug Niederschlag.

Mi 27.12.2023 15:17Uhr 02:12 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/video-wetter-rueckblick-wetterruecklick-koschak100.html

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(rr)

14 Kommentare

MDR-Team vor 17 Wochen

@Taf73
Wie die Forscher genau vorgegangen sind, erfahren Sie in der verlinkten Studie. Zu Ihren weiteren Fragen wurden schon ganze Abhandlungen geschrieben, dort können Sie sich zu den Antworten informieren.
LG, das MDR-WISSEN-Team

Taf73 vor 17 Wochen

"Zwar würden beide Eigenschaften tatsächlich stark von Temperaturen beeinflusst, jedoch würden auch andere Faktoren eine Rolle dabei spielen, wie breit oder dicht ein Baum-Jahresring wird, erklärten die Schweizer Forscher." Genau das ist richtig, wie genau haben denn die Forscher die anderen Faktoren berücksichtigt? Und woher wussten diese Forscher, welche anderen Faktoren da vorherrschten? Ich finde die Baumringmethode jedweder Art überhaupt nicht geeignet, Temperaturen der Vergangenheit zu ermitteln. Vielleicht könnt ihr mir ja erklären, wie Hannibal über die Alpen kam, warum Wikinger in Grönland siedelten oder warum man Ötzi finden konnte? Oder auch, wie hoch das CO²-Optimum der meisten Pflanzen ist? Wäre das nicht mal ne Recherche wert?

MDR-Team vor 17 Wochen

Die Aussage von Stephan Weil war auf Niedersachsen bezogen, wo vergleichsweise kleine Flüsse wie die Aller und die Hunte so stark über die Ufer getreten sind wie noch nie. Wichtiger bei der Frage nach dem wärmsten Jahr ist vor allem der Trend und der sieht so aus, dass laut Umweltbundesamt zuvor 2022 das wärmste Jahr war zusammen mit 2018. Es gibt also eine klare Tendenz hin zu immer wärmeren Jahren, auch wenn es natürlich immer auch mal kühlere Ausreißer geben kann.
LG, das MDR-WISSEN-Team