Diese Woche ist Europas neuer Erdbeobachtungssatellit "Biomass" ins All gestartet. Er vermisst per Radar die Wälder der Erde. Und es gibt noch weitere Satelliten, die im Dienst der Wissenschaft die Erde umkreisen.
Rund ein Drittel Deutschlands ist von Wald bedeckt – und auch ein Drittel der eisfreien Landflächen der Erde. Ein Satellit der ESA wurde am Dienstag (29.04.25) vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana ins All geschossen (im Foto oben), um die weltweite Biomasse der Wälder zu erfassen. Denn Wälder spielen auch im Kampf gegen den Klimawandel eine wichtige Rolle. "Biomass" heißt die Mission.
"Biomass arbeitet mit einer besonderen Art von Radar. Da werden Radiowellen aus dem All zur Erde geschickt und dann ganz genau vermessen, wie sie ins All zurückgeworfen werden."
Die Besonderheit von Biomass ist, dass er eine ganz bestimmte Wellenlänge von Radiostrahlung benutzt, die Blätter und Zweige leicht durchdringt, dafür aber von Baumstämmen und großen Ästen reflektiert wird. So kann der Satellit aus dem All anhand der Reflexion der Radiowellen messen, wie viel Holz in den Wäldern am Erdboden vorhanden ist.
Das größte Weltraum-Radargerät der Geschichte

Für seine besondere Mission ist der Biomass-Satellit mit einer 12 Meter großen Antenne an einem acht Meter langen Arm ausgestattet. Das Ausklappen dieser Antenne steht in Kürze an. "Das dauert zwar nur einige Minuten, ist aber ein sehr heikles Manöver, denn wenn oben im All irgendwas klemmt, kann nicht mal eben ein Mensch mit der Hand nachhelfen", sagt Michael Büker.
"Weil Kohlendioxid das bedeutendste Treibhausgas ist, das die Erderwärmung antreibt, gibt es viele wichtige Fragen dazu, die bis heute ungeklärt sind."
Wie viel Kohlenstoff speichern alle Bäume und Wälder auf der Welt insgesamt? Nehmen sie noch weiteren Kohlenstoff auf, oder sind sie schon so geschädigt, dass sie Kohlenstoff freisetzen? Fragen wie diese soll der neue Satellit beantworten und so dazu beitragen, den Klimawandel besser zu verstehen.
Radar über Europa abgeschaltet
Aber: Nicht die ganze Welt wird von Biomass erfasst: Über Nordamerika und Europa wird die Radarstrahlung abgeschaltet. Sie könnte nämlich militärische Geräte stören, die ebenfalls mit Radar arbeiten. Das Fehlen von Europa und Nordamerika in den Biomass-Daten sei aber "kein Beinbruch", meint Michael Büker. Viel wichtiger sei die Erfassung der tropischen Regenwälder.
"Dummerweise ist diese Radarstrahlung, die sich besonders gut zum Vermessen der Wälder eignet, auch für militärische Zwecke im Einsatz."
Missionen zur Erdbeobachtung gibt es viele. Nicht alle sind so spektakulär oder aufwändig, dass sie es in die Medien schaffen. Sie sind aber dennoch wichtig für wissenschaftliche Fragen. Manche dieser Programme laufen bereits seit Jahrzehnten.
GRACE-Programm startete 2002

"Die mit Abstand coolsten Erdbeobachtungsatelliten gehören für mich zu GRACE", sagt Michael Büker, das ist eine deutsch-amerikanische Mission. Die Erdbeobachtungssatelliten arbeiten mit einer sehr ausgeklügelten Technik.
"Es sind schon Wolken und Windbewegungen vermessen worden, indem Satelliten Laserlicht hinunter zur Erde geschossen haben."
Für die GRACE-Mission ist ein Satellitenpaar im All unterwegs: Die beiden Satelliten fliegen hintereinander her und vermessen, wie sehr die Schwerkraft vom Erdboden ihren Formationsflug stört. "Daraus lässt sich berechnen, wie sich die Wassermassen am Erdboden verlagern", erklärt Michael Büker.
Wassermassen auf der Erde werden quasi durch die beiden Satelliten gewogen. Auch so können Forschende die Folgen des Klimawandels besser verstehen und einordnen.
Trump will Nasa-Budget kürzen
Für die Wissenschaft - und auch die GRACE-Mission - spielt die Forschungsarbeit der Nasa eine wichtige Rolle. Sollte US-Präsident Trump deren Gelder kürzen, wären solche Projekte künftig in Gefahr. Europa sei aber zum Glück in den letzten Jahren sehr gut darin geworden, seine Daten selbst zu speichern, zu verarbeiten und zu veröffentlichen, meint Michael Büker. Auf rein europäische Missionen hätten die Sparpläne der US-Regierung also keinen Einfluss.